Sportrecht – trotz Dopingfall Russin darf im Olympia-Einzel starten
Trotz eines positiven Dopingtests darf die junge Russin und Goldfavoritin Kamila Walijewa im olympischen Eiskunstlauf in der Einzelwertung starten. Der internationale Sportgerichtshof CAS lehnte am Montag nach einem Eilverfahren bei der Olympiade in Peking die Einsprüche gegen die Aufhebung ihrer vorläufigen Sperre ab. Als einen der Gründe für die Entscheidung nannten die Sportrichter das Alter der 15-jährigen, die als Minderjährige eine „geschützte Person“ unter dem Code der Welt Anti Dopingagentur (WADA) sei. Im Übrigen wäre es angesichts der unklaren Beweislage und der Verzögerungen bei der Auswertung des Dopingtests unfair, der Russin eine Teilnahme am Damen- Einzel zu verwehren.
Walijewa war von der Nationalen Anti Dopingagentur RUSADA erst am 8. Februar vorläufig suspendiert worden, weil angeblich das Ergebnis der Probenuntersuchung erst zu spät vom Stockholmer Labor übermittelt worden sei. Die RUSADA nannte den 7. Februar als Datum für den Eingang des Befunds. Als Gründe der Verzögerung wurden die aktuelle Coronasituation und erkranktes Laborpersonal genannt. In Walijevas Probe wurde das verbotene Herzmittel Trimetazidin nachgewiesen. Bereits am 9. Februar wurde Walijeva Berufung gegen die Sperre von der Disziplinarkommission der NADA jedoch wieder aufgehoben.
Aus diesem Grund schalteten IOC, WADA und der Eislaufweltverband das Schnellgericht des CAS in Peking ein. Am Sonntag erfolgte unter dem Vorsitzenden Italiener Fabio Iudica eine mehr als 5- stündige Anhörung der Verfahrensbeteiligten per Video. Auch Walijeva selbst sagte vor den Sportrichtern aus.
Das Russische Olympische Komitee (ROC) hält das Vorgehen für nicht rechtens. Der Dopingtest von Walijeva gilt laut ROC nicht für den Zeitraum der Winterspiele. Außerdem seien weitere Dopingproben von ihr bei der EM im Januar und in Peking negativ ausgefallen.
Aufgrund des positiven Dopingtests wurde die Medaillenzeremonie für die Eiskunstlaufteams verschoben. Die USA und Japan hätten Silber und Bronze gewonnen, dass ROC Gold. Die Vergabe ist bisher nicht erfolgt. Besonders das IOC drängte auf eine schnelle Klärung des Falles, weil schon am Dienstag das Damen-Einzel beginnt. Das IOC hat weiterhin entschieden, dass, sollte Walijeva im Einzel in den Top drei landen, ihr keine Medaille überreicht werde in Peking, auch keine Blumen bei der Blumenzeremonie. Es sei unpassend, mit einer in der A-Probe positiv auf Doping getesteten Sportlerin, deren Dopingvergehen aber noch nicht endgültig festgestellt sei, eine Medaillenzeremonie abzuhalten.
Auch wir halten die Entscheidung des CAS für äußerst fragwürdig. Auch wenn es sich bei Walijeva um eine Minderjährige handelt, so darf bei olympischen Spielen nicht hingenommen werden, dass Sportlerinnen antreten, die positiv auf Doping getestet wurden. Hinzu kommt, dass auch noch eine russische Nachwuchs-Eisläuferin betroffen ist.
Russland ist wegen organisierter Manipulationen und der Vertuschung von Sportbetrug, wie schon bei den Sommerspielen in Tokio, gesperrt. Die russischen Athleten dürfen nur als Vertretung des russischen, olympischen Komitees antreten. Bei Siegerehrungen darf die russische Hymne nicht gespielt und die Flagge nicht gehisst werden. Erst Ende des Jahres läuft der zweijährige Olympiabann für Russland aus.